Ausstellen in Der Altersresidenz
Christopher Lehmpfuhl in der Tertianum Residenz Berlin

Ausstellungsansicht „Im Wandel des Lichts“ © Yves Sucksdorff.
Ausstellungen führen uns meist an die typischen und erwartbaren Orte der Kunst: in Museen oder Galerien. Die Ausstellung „Im Wandel des Lichts“ von Christopher Lehmpfuhl, vertreten durch die Berliner Kornfeld Galerie, wird jedoch an einem eher unkonventionellen Ort präsentiert: in der gehobenen Altersresidenz Tertianum in Berlin-Charlottenburg in der Nähe des Kurfürstendamms. Die Ausstellung ist nicht nur den knapp 100 Bewohner*innen zugänglich, sondern kann täglich von der Öffentlichkeit frei besichtigt werden. Nach dem Eintritt in die Residenz wird das Publikum in einem lichtdurchfluteten und architektonisch spannenden Atrium begrüßt. Wie passend. Licht ist hier Programm.
Es sind Berliner Straßenszenen, besondere Detailausschnitte von Architekturen und urbane Momentaufnahmen, die Lehmpfuhl mit Aquarell auf das Papier bringt. Die überwiegend kleinformatigen Bilder führen uns an bekannte Orte der Hauptstadt, beispielsweise an den Fernsehturm, den Wittenbergplatz, in den Grunewald oder nach Kreuzberg. Mit viel Wertschätzung für seine Heimatstadt und einem scharfen Blick fängt der Künstler flüchtige Momente ein, in denen der Lichteinfall die Orte immer wieder in völlig neuer Gestalt erscheinen lässt.

Berlin Mitte, 2025, © Christopher Lehmpfuhl und KORNFELD Galerie Berlin.
Die Verbundenheit des Berliner Künstlers mit seiner Heimat ist unverkennbar. Auch wenn er beruflich und privat viel und gerne reist, wie er im persönlichen Gespräch berichtet, zieht es ihn doch immer wieder zurück zu seinen Wurzeln. Die Großstadt eröffnet immer wieder neue Perspektiven und ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Neben Wahrzeichen, Plätzen und Häuserfronten fängt der Künstler auch Interieurszenen in Innenräumen ein, die durch einen warmen Lichtschein für eine besondere Stimmung sorgen. Es sind diese kleinen Ausschnitte, die den Aquarellen ein Gefühl von Wärme und Gemütlichkeit verleihen. Auch ein bestimmter Anblick vor der Haustür, beispielsweise auf den Treppenstufen, kann Inspiration für das nächste Werk sein. Deshalb ist Lehmpfuhl bestens vorbereitet und hat seine Malutensilien immer dabei. So wurde er in Deutschland zu einem bedeutenden Vertreter der Freilichtmalerei, die ihre Ursprünge im Impressionismus hat.
Die Werke von Lehmpfuhl zeichnen sich durch eine klare und verständliche Bildsprache aus. Sie sind nicht zwingend realistisch, transportieren aber dennoch Aspekte der Wirklichkeit. Es bedarf nicht vieler Worte, um die Arbeiten und ihre Bildelemente zu erklären. Sie transportieren Stimmungen, die Anklang finden – auch über die Häuserwände des Tertianums hinaus. Sie sind generationenübergreifend leicht zugänglich und nicht kompliziert in ihrem Ausdruck. Sie vermitteln ein Gefühl von Leichtigkeit und konservieren kurze Momente für die Ewigkeit.

Bild: Ausstellungsansicht „Im Wandel des Lichts“ © Yves Sucksdorff.
Es ist ein wirklich schöner und wertschätzender Gedanke, Kunst auch für ältere Menschen zugänglich zu machen, die vielleicht nicht mehr in der Lage sind, längere Strecken für einen Ausstellungsbesuch zurückzulegen. Inzwischen wird in zahlreichen Studien immer wieder davon berichtet, welch positive Auswirkungen das Betrachten von Kunst auf die mentale Gesundheit haben kann. Es ist ein Vorhaben, das unbedingt landesweit weiterverfolgt werden sollte, älteren Menschen in Altersheimen und -residenzen einen niedrigschwelligen und unkomplizierten Zugang zu zeitgenössischer Kunst zu ermöglichen.
Wann? Die Ausstellung „Im Wandel des Lichts“ ist noch bis zum 23. November 2025 von 9 bis 18 Uhr im 2. Obergeschoss der Residenz Tertianum zu sehen. Der Eintritt ist frei – einfach kurz am Empfang anmelden. Am 18. November findet um 15 Uhr ein Art Talk mit dem Künstler über Kunst, Leben und Wandel statt.
Wo? Tertianum Residenz Berlin, Passauer Straße 5–7, 10789 Berlin